Kirche, Kunst und Kaffee

Kanzelrede im Evang. Zentrum
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Dr. Phillip Augustin, Ralf Albert Franz, Dr. Carsten Gerhard mit Buchgeschenk und Dekan Jochen Wilde freuen sich über eine gelungene und mit viel Applaus für Vortrag und Musik honorierte Kanzelrede in St. Matthäus.
Zu der inzwischen dritten Kanzelrede lud Dekan Jochen Wilde am Sonntag, 2. Februar ins Evangelische Zentrum St. Matthäus. Kanzelredner war der Intendant der Europäischen Wochen Dr. Carsten Gerhard. Sein Thema: An die Kunst glauben. Musikalisch begleitete Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz die Veranstaltung im vollbesetzten Gemeindesaal. An den Tischen wurde Kaffee gereicht.
„Kunst muss zu weit gehen, um herauszufinden, wie weit sie gehen darf.“ Mit diesem Worten des Schriftstellers Heinrich Böll schloss Dekan Wilde seine Begrüßung und gab sozusagen die Kanzel - an diesem Sonntagvormittag ein einfacher Rednerpult - frei an Dr. Carsten Gerhard, einen Kulturschaffenden, Kulturmanager, Künstler und Intendanten, wie er sich zuvor ausdrückte.

„Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts“, das sei sozusagen die Essenz aus der Coronaerfahrung, so Dr. Carsten Gerhard, als das kulturelle Leben sehr stark eingeschränkt oder gänzlich zum Erliegen kam. Kunst und Kultur seien lebenswichtig. Kunst könne heilen, trösten, Leben retten, glücklich machen und Kunst könne Menschen und Gesellschaften verändern. Sein Credo: Ja, ich glaube an die Kunst.

Was ist also das Geheimnis von Kunst und Kultur? Dieser Frage ging Gerhard in seiner Kanzelrede auf die Spur. Angefangen von der Höhlenkunst unserer Vorfahren, die Picasso zu der Aussage verleitete „Wir haben nichts dazugelernt, es ist schon alles da“ über Nofretete als Kunst ohne Künstler, die Literatur mit Schillers Schlussfolgerung „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ bis zu der Frage: Ist eine an die Wand geklebte Banane oder ein leerer Raum Kunst?
 

Dr. Carsten Gerhard bei der Kanzelrede
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Dr. Carsten Gerhard demonstrierte am Flügel, am Notenblatt und anschließend mit einem Tondokument die Wirkung von Stille in der Musik.

In der Musik findet sich dieses künstlerische Element in der Stille, der Pause. Mit der letzten Klaviersonate von Franz Schubert demonstrierte Gerhard der Zuhörerschaft am Flügel und mit einem legendären Tondokument des Pianisten Valerie Afanassiev die Wirkung einer Pause von ganzen sieben Sekunden. Sie jage einem „die Gänsehaut über den Rücken“. Es sei ein heiliger Moment, zumindest für denjenigen, der sich drauf einlasse, an die Kunst zu glauben.
Eine lebendige Diskussion, moderiert von Pfarrer Dr. Phillipp Augustin schloss sich an die Kanzelrede im Evangelischen Zentrum an. Hierbei machte Gerhard auch noch mal deutlich, dass die während der Pandemie als nichtrelevant betrachtete Kultur eine Fehleinschätzung war. „Kunst ist das Amalgam, das alles zusammenhält.“