Musikalischer Festgottesdienst im Rahmen der Europäischen Wochen in der Passauer Stadtpfarrkirche St Matthäus.
Die beiden Psalmkonzerte für zwei Chöre „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ und „Singet dem Herrn ein neues Lied“ aus der Sammlung Psalmen Davids von Heinrich Schütz standen im musikalischen Zentrum des Festgottesdienstes der Festspiele Europäischen Wochen und der evangelischen Kirche am Sonntag, 20. Juli in der Stadtpfarrkirche. Schütz komponierte sie anlässlich des 100-jährigen Reformationsjubiläums im Jahr 1617. Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz studierte die frühbarocken Werke mit dem Kammerchor und den Vokalsolisten St. Matthäus – Maria Deger, Sopran/Fritz Theodor Spengler, Altus/Matthias Deger, Tenor/Peter Tilch, Bass – im Continuo begleitet von Leonhard Franz, Violoncello und Magdalena Schauer, Kontrabass ein. Er selbst saß an der Orgel. Dekan Jochen Wilde hielt die Predigt. Mit Blumen bedankte sich (hinten li.) EW-Intendant Dr. Carsten Gerhard bei (vord. Reihe v.l.n.r.) Maria Deger, Fritz Theodor Spengler, Peter Tilch, Matthias Deger, Magdalena Schauer, (hint. Reihe v.l.n.r.) Dekan Jochen Wilde, Ralf Albert Franz und Leonhard Franz. Daneben stehen Dr. Wilfried Hartleb und Dr. Karl Benedikt Freiherr von Moreau aus dem Vorstand der Europäischen Wochen.
Die beiden Psalmkonzerte aus der Sammlung „Psalmen Davids“ werden als erstes Meisterwerk von Heinrich Schütz bezeichnet. „Sie spiegeln ein breites Spektrum menschlicher Emotionen wider“, sagte Dekan Jochen Wilde in seiner Predigt. „Von tief empfundener Freude und Dankbarkeit bis hin zu Verzweiflung und Zorn. Von Lobpreis und Anbetung bis hin zu Klagen und Hilferufen.“ Kein Wunder, Schütz war durch den Tod seiner Frau leidgeprüft. Der Dreißigjährige Krieg stand vor der Tür. Es waren unsichere Zeiten des Umbruchs. Er lieferte den „Soundtrack seiner Zeit“.
Das Portrait von Heinrich Schütz war auch Thema der Predigt.
Der vielreisende Heinrich Schütz war „Europäer, noch lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab“ und wurde dadurch zum Vater der deutschen Musik. „Kunst entsteht nicht durch Abschottung, sondern durch Vermischung!“ betonte Dekan Wilde. Sie lebe von der Vielfalt, brauche Begegnung, den Austausch mit dem Fremden, mit dem Anderen. Der begnadete Künstler Schütz hat das vor 400 Jahren vorgemacht, sein Sponsor; der Landgraf von Hessen-Kassel, begriffen.
Alle Klänge, Töne, Worte dieses Festgottesdienstes stimmen darin überein, betonte Dekan Wilde: „Deine Stimme ist wichtig, die Welt braucht genau deine Stimme!“ Und das nicht nur musikalisch, sondern auch im übertragenen Sinne. Wenn wir verstummten, „haben andere das Sagen.“ Deshalb sei es wichtig die Stimme zu erheben, Haltung zu zeigen und sich zu engagieren. Sonst verwischten sich die unsichtbaren Grenzen, die uns menschlich machten. Schütz habe dieses Credo verinnerlicht.
Der Solistenchor und der Kammerchor standen sich auf der Empore der Stadtpfarrkirche gegenüber
Ideenreich stellte Ralf Albert Franz dem Kammerchor auf der Empore der Stadtpfarrkirche den Chor der Solisten gegenüber. So vermischten sich die unterschiedlichen Charaktere von Profi- und Laienchor im Kirchenraum klanglich. Sie wechselten sich ab, traten in den Dialog, ergänzten sich, schufen Klangräume. Dazwischen das Spiel der Orgel mit dem Continuoensemble dezent führend und unterstützend machte den Evangelischen Festgottesdienst zu einen ergreifenden Klangerlebnis. Die Gottesdienstbesucher belohnten dieses kirchmusikalische Highlight mit kräftigem Applaus.
Kirchenmusikdirektor Ralf Albert Franz brilliert an der Orgel der Stadtpfarrkirche und holt "das Letzte" aus ihr heraus.
Dr. Carsten Gerhard, Intendant der Europäischen Wochen, bedankte sich am Ende des Festgottesdienstes bei den Musiker:innen und Sänger:innen für die beeindruckende Darbietung sowie bei Dekan Wilde für seine inspirierende Predigt.
Auf dem musikalischen Programm standen außerdem die fünfstimmige Motette „Verleih uns Frieden gnädiglich” von Heinrich Schütz, ein „Präambulum in F pedaliter” von Petrus Hasse und die „Sonatina in d” für Orgel von Christian Ritter.
Nach dem Festgottesdienst luden die Europäischen Wochen und die evangelische Kirche zu einem Empfang im Evangelischen Zentrum ein.
Text und Foto: Hubert Mauch
Hier finden Sie die Predigt von Dekan Jochen Wilde in Schriftform zum Download.